Völkermühle am Rhein, 7. Juli 2021

In den vergangenen Jahren wurde in der Öffentlichkeit viel darüber diskutiert, wie es sein kann, dass in Deutschland geborene und aufgewachsene Türkeistämmige in weiten Teilen Erdogan und seine Partei, die AKP, unterstützen können. Schließlich wurden sie in einem Staat mit stabilen und starken demokratischen Institutionen sozialisiert - wie kann es sein, dass dann ein so großer Teil dieser Bevölkerungsgruppe hinter einem Autokraten wie Erdogan steht?

Diese öffentliche Kontroverse gipfelte im Skandal um Mesut Özil im Sommer 2018, der sich mit einem Foto zu Erdogan bekannte und aufgrund der darauf folgenden massiven Kritik die deutsche Nationalmannschaft verließ mit dem Statement "I am German when we win, but I am an immigrant when we lose".
Die öffentliche Kritik und Irritation in der deutschen Gesellschaft an der beschriebenen Erdogan-Nähe beinhaltet die Position: Jemand, der hinter einem solchen antidemokratischen Herrscher steht, kann nicht "unsere" Werte vertreten und Deutschland als freiheitliche Demokratie repräsentieren.

Der Vortrag setzt genau hier an: Haben in Deutschland geborene Türkischstämmige, die sich kulturell mehr mit der Türkei und der türkischen Regierung als mit Deutschland und der Bundesregierung identifizieren, ein "mangelndes Demokratieverständnis"? Oder besteht ein solcher Zusammenhang erst gar nicht, so dass eine stärkere kulturelle Verbundenheit zur Türkei und der türkischen Regierung überhaupt nicht ausschließt, dass man "trotzdem" sehr wohl und gut hinter der freiheitlichen Demokratie Deutschlands und ihren Werten stehen kann?

Die Veranstaltung findet aufgrund der aktuellen Situation VOR der Mediathek, also outdoor, statt. Die Teilnahme ist kostenfrei.